Erneuerbare Kraftstoffe, sogenannte reFuels, bieten eine klimafreundliche Alternative zu fossilen Energieträgern und sind damit eine sinnvolle Ergänzung zur Elektromobilität. Sie können die CO₂-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg um bis zu 90 Prozent senken – und das ohne Umrüstung bestehender Fahrzeuge oder Infrastruktur. Um dieses Potential zu erschließen, arbeitet das KIT seit mehreren Jahren gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft daran, diese innovativen Kraftstoffe effizient und wirtschaftlich herzustellen.

Ergebnisse & Erkenntnisse unseres reFuels-Projekts

Im Forschungsprojekt „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ wurde von 2019 bis 2022 die gesamte Wertschöpfungskette erneuerbarer Kraftstoffe untersucht – von der Herstellung über die Verteilung bis hin zum praktischen Einsatz in unterschiedlichen Fahrzeugtypen. Einen interaktiven Einblick in das Projekt erhalten Sie durch Klick auf das nebenstehende Bild.

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

  • erstmals wurden größere Mengen synthetischen Diesel- und Benzin-Kraftstoffs aus Erneuerbaren Energien hergestellt.
  • Die Technologie zur Erzeugung der reFuels-Produkte wurde verfeinert und weiterentwickelt und ihre Kohlenstoff- und Energieeffizienz deutlich erhöht.
  • Zudem wurden die entwickelten Kraftstoffe in Fahrzeugen mit heutigen Verbrennungsmotoren getestet. Eine Spedition in Süddeutschland fuhr mit einer Flotte unterschiedlicher LKW-Typen über eine Million Test-Kilometer mit dem reFuels-Kraftstoff.
  • Um eine größere Produktion und die Markteinführung von reFuels zu ermöglichen, wurde ein Konzept für eine Demonstrationsanlage im Raffinerie-Maßstab erarbeitet.
  • Schließlich konnten die Quoten für die Beimischung in herkömmliche fossile Kraftstoffe auf 100 Prozent erhöht werden, so dass ein „reFuels-Reinkraftstoff“ entstand.
  • Alle relevanten Faktoren von den Herstellungsverfahren über die Kosten und Produkteigenschaften bis hin zu Umwelteinflüssen wurden erstmals ganzheitlich bewertet.
  • Über Diskussionsveranstaltungen und Workshops wurden alle Interessengruppen von der Industrie über Wirtschaftsverbände, Politik, NGOS bis hin zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern informiert und somit in den Forschungsprozess miteinbezogen.

Zwei an einem Strang: Projekte "reFuels" und "InnoFuels"

Aufbauend auf den reFuels-Ergebnissen ist seit Februar 2023 das Projekt InnoFuels an den Start gegangen: In dem von der Bundesregierung geförderten Plattform-Projekt wird an den Voraussetzungen für den schnellen Hochlauf der Produktion regenerativer Kraftstoffe gearbeitet. Ziel ist eine Vernetzung der vielen nationalen und europäischen Forschungsvorhaben zu dem Thema. Die Zusammenarbeit soll helfen, die Produktion größerer Mengen strombasierter Flüssigkraftstoffe und fortschrittlicher Biokraftstoffe zu beschleunigen.

News und Aktuelles

Interview zum Bioliq-Projekt
Vom Stroh zur Innovation

Das Ende letzten Jahres abgeschlossene bioliq®-Projekt am KIT hat früh gezeigt, wie sich Restbiomasse wie Stroh in synthetischen Kraftstoff umwandeln lässt – ein technologischer Meilenstein, der auch für das aktuelle Projekte wie InnoFuels oder Refinnieries for Future (Ref4FU) von großer Relevanz ist. Die Prozesskette umfasst die Zerkleinerung und Trocknung von Restbiomasse, ihre thermochemische Umwandlung per Schnellpyrolyse, die zentrale Vergasung und Reinigung des Synthesegases sowie die anschließende chemische Kraftstoffsynthese. Und das alles im industriellen Maßstab. Im Interview blickt Projektleiter Prof. Nicolaus Dahmen auf die wichtigsten Etappen, Herausforderungen und Erfolge von bioliq ® zurück.

Zum Interview
Fachbericht zu Partikelemissionen von HVO
Partikelemissionen: Wie HVO-Diesel das Abgasprofil verändert

Ein neuer Fachbericht des Plattformprojekts InnoFuels fasst zusammen, wie sich paraffinischer Diesel – insbesondere HVO – auf die Partikelmassen- und Partikelanzahl-Emissionen von Dieselmotoren auswirkt. Dabei werden sowohl die innermotorischen Emissionen als auch die Wirkung von Abgasnachbehandlungssystemen berücksichtigt. Das Papier liefert wichtige Erkenntnisse zu Motor- und Nachbehandlungsemissionen und kann somit Flottenbetreiber, Hersteller und Politik dabei unterstützen, den seit Mitte 2024 offiziell zugelassenen Kraftstoff als klimafreundliche Option sinnvoll und verantwortungsvoll einzusetzen.

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Studie Frontier Economics
Kosten der Kraftstoffsynthese im Fokus

Bei einem Workshop des Nachfolgeprojekts InnoFuels ging es Mitte Februar um Szenarien für den Markthochlauf von E-Fuels im Straßenverkehr. Der Projektpartner, Frontier Economics, hatte hierzu im Auftrag eines Verbandes Studien mehrerer Institute eingehend analysiert und ausgewertet. Die Ergebnisse bieten wertvolle Einblicke in die zu erwartende Preisentwicklung eines Kraftstoffmixes aus fossilem und grünem Benzin sowie Diesel in den kommenden Jahrzehnten – eine entscheidende Grundlage für die Planung des Markthochlaufs. Die anschließende Diskussion auf Basis der vielfältigen Erfahrungen der InnoFuels Partner hat wieder neue Impulse geliefert.

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