Dauertest bestanden: Dreijähriger LKW-Flottentest belegt Tauglichkeit von HVO

Untersucht wurde, ob der neu in Deutschland zugelassene paraffinische Dieselkraftstoff HVO problemlos in LKW-Flotten eingesetzt werden kann und ob er die gewünschte CO2-Reduktion erzielt. Die Antwort ist eindeutig: Ja.
LKW des Unternehmens Lila Logistik SE Müller - Lila Logistik SE
Karte
So lief der Test ab

Von Ottmarsheim, nahe Ludwigsburg, gibt es zwei Routen, um eher leichtes Produktionsmaterial nach Stuttgart-Zuffenhausen zu Porsche zu liefern. Das Standard-Produktionsmaterial wurde über die Autobahn A81 mit einer Rundlaufdistanz von etwa 70 km transportiert. Zeitkritische "Just-in-Sequence"-Lieferungen nutzten parallel verlaufende Bundesstraßen, die eine bessere Planbarkeit bieten und eine Rundlaufdistanz von 85 km haben.

Für diese Fahrten wurden Vergleichspaare von LKW der gleichen Marke verwendet, die entweder mit fossilem Diesel B7 oder HVO100 betrieben werden. Diese Paare haben ähnliche Eigenschaften wie Fahrzeugalter, Laufleistung, Frachtgewicht und monatliche Laufleistung. Seit 2022 wurden zusätzlich acht LKW auf einer Kurzstrecke von Kornwestheim nach Zuffenhausen eingesetzt, die durch hohen Stadtverkehr mit vielen Stop-and-Go-Phasen geprägt ist.

Der Testablauf wurde mit einer Mischung aus gebrauchten und neuen Fahrzeugen durchgeführt, um Sondereinflüsse durch Neufahrzeuge auszuschließen. Das Projektteam hat somit nahezu alle LKW-Einsatzgebiete im Logistikgewerbe abgedeckt und die Vergleichbarkeit zwischen Diesel B7 und HVO100 ermöglicht.

Kraftstoffverbrauch HVO im Vergleich zu fossilem Diesel
Auswertung der Laufleistung und des durchschnittlichen Kraftstoff-Verbrauchs der Fahrzeuge im Vergleich
Auswertung 1
Auswertung der Laufleistung eines direkten Scania Vergleich-Paares
Auswertung 2
Auswertung des durchschnittlichen Kraftstoffverbrauches pro 100 km eines direkten Scania Vergleich-Paares
So sehen die Ergebnisse aus

Die Ergebnisse stammen aus den Jahren 2020 bis 2023, wobei insgesamt über eine Million Kilometer sowohl mit Diesel B7 als auch mit HVO100 zurückgelegt wurden. Aufgrund der COVID-19-bedingten Einschränkungen im Jahr 2020 wurden für die Auswertungen die Daten von Januar 2021 bis April 2023 verwendet. In diesem Zeitraum wurden mehr als 830.000 km mit HVO100 gefahren, was etwa der 2,2-fachen Entfernung von der Erde bis zum Mond entspricht und somit eine ausreichende Datengrundlage bietet.

Die Ergebnisse hinsichtlich der gefahrenen Kilometer und des Durchschnittsverbrauchs sind gut vergleichbar. Es wurde kein höherer Verbrauch bei den HVO100-Fahrzeugen festgestellt; im Gegenteil, ihr Verbrauch liegt tendenziell unter dem der Diesel B7-Fahrzeuge.

Ein besonders gut vergleichbares Testpaar im Projekt bestand aus zwei Scania-Fahrzeugen: eines wurde mit Neste MY Renewable Diesel™ und das andere mit konventionellem Diesel B7 betankt. Beide Fahrzeuge zeigten sehr ähnliche monatliche Laufleistungen und hatten stets eine vergleichbare, tendenziell leichte Beladung.

Die Auswertung ergab, dass der LKW mit HVO100 stets geringfügig weniger Kraftstoff pro 100 km verbrauchte als der mit Diesel B7 betankte. Aufgrund der geringeren Dichte von HVO100 hätte man einen höheren Verbrauch erwartet. Das Projektteam vermutet, dass der geringere Verbrauch darauf zurückzuführen ist, dass die Fahrer bewusster fahren, da sie wissen, dass sie einen alternativen Kraftstoff nutzen.

Die Projektergebnisse wurden zudem durch eine Detailuntersuchung des Motorenöls bei vier Fahrzeugen über ein Jahr hinweg weiter untersucht und verfeinert.

Zusammenfassung

Die Tauglichkeit des HVO100-Kraftstoffs zur Treibhausgasreduktion in der Logistik wurde durch eine dreijährige Dauerlauferprobung von fünf LKW-Paaren und weiteren HVO100-betankten Fahrzeugen nachgewiesen. Kein Fahrzeug musste speziell konfiguriert werden. Jedes Lastwagenpaar bestand aus zwei baugleichen Fahrzeugen gleichen Alters, wobei eines mit Diesel B7 und eines mit HVO100 (Neste MY Renewable Diesel) betankt wurde.

Durch den Einsatz der Fahrzeuge auf gleichen Strecken, am gleichen Tag und mit vergleichbarer Beladung, konnte eine bisher unerreichte Datenqualität erzielt werden. Die Auswertung zeigte eine leichte Reduktion des Kraftstoffverbrauchs bei HVO100-Fahrzeugen, die eher auf das Fahrverhalten als auf den Kraftstoff selbst zurückzuführen ist. Zudem wurde ein geringerer AdBlue-Verbrauch festgestellt. Es gab keine Unterschiede bei Wartungsaufwänden oder Service-Intervallen. Eine Detailanalyse der Öl-Proben zeigte keine kraftstoffbedingten Veränderungen.

Der Testlauf über mehr als eine Million Kilometer im täglichen Logistikbetrieb bestätigte, dass HVO100-Kraftstoff zur signifikanten Treibhausgasreduktion beiträgt. Mit der Zulassung der DIN EN 15940 in 2024 besteht die Chance, die aktuelle Flotte schnell zu defossilisieren. Durch die Nutzung von HVO100 könnten Unternehmen ihre Scope-3-CO2-Emissionen deutlich reduzieren und den Berichtspflichten der Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) ab 2025 nachkommen, was zur Reduzierung der Umweltauswirkungen beiträgt.